Ein Künstler mit Bodenhaftung
Mit einer besonderen Vernissage hat der Künstler Erhard Schiel seinen 75. Geburtstag gefeiert. Dazu hatte die Gemeinde eingeladen. Der Geburtstag war ein passender Anlass, um das Werk des Künstlers, der so eng mit seiner selbstgewählten Heimat St. Peter-Ording verbunden ist, zu ehren. Zahlreiche Freunde und Bekannte waren aus der gesamten Bundesrepublik ins Dünen-Hus gekommen. Ausgewählte Radierungen und Ölbilder an den Wänden und auf der Bühne schmückten den festlich hergerichteten Veranstaltungsraum der Tourismus- Zentrale. Die Ausstellung ist bis Donnerstag (15.) täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Eingeleitet wurde die Feier musikalisch mit stimmungsvoller Jazzmusik des Duos Prince Alec (Saxophon) & Fontaine Burnett (Guitar). Unter Beifall kam Erhard Schiel in Begleitung von Bürgermeister Rainer Balsmeier in den Saal und nahm neben seiner Frau in der ersten Reihe Platz. Aus Norwegen war die Tochter Christiane Schiel-Petersen angereist. Launig ließ Balsmeier einige Lebensabschnitte des in Insterburg/Ostpreußen Geborenen aufleben und würdigte die Zeit seit 1986 in St. Peter- Ording. Schnell hätten sich Schiels mit ihrer Galerie und Radierwerkstatt einen Namen gemacht. Es sei damals nicht möglich gewesen, Erhard Schiel nicht kennen zu lernen. Der Künstler stellte international und national aus. Zu seinem prominenten Freundeskreis gehörten Gert Fröbe genauso wie der Musiker Gottfried Böttger und Politiker. Inzwischen zierten viele seiner Werke den Ort. Erhard Schiel habe im Ort seine Handschrift hinterlassen, so Balsmeier.
Kunsthistorikerin und Autorin Dr. Constanze Wilken hielt die Laudatio. Im Dialog mit den Musikern stimmte sie die Gäste auf die Kunst ein. Zitate von Goethe „Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen“, Paul Klee „Kunst gibt nicht das Sichtbare vor, sondern macht sichtbar“ und Friedrich Hebbel „Kunst ist das Gewissen der Menschheit“ gaben der Kunst den ihr angemessenen Stellenwert. Da setzte sie bei der Würdigung des „Ausnahmekünstlers“ Erhard Schiel an, der „unvergessliche Radierungen“ mit Bezug zu Eiderstedt geschaffen hat, und bei allem Erfolg „nie die Bodenhaftung“ und sein „kritisches Auge“ verloren habe. Sie stellte sein Werk in kunsthistorischen Kontext, bezog sich auf die Landschaftsmaler der Künstlerkolonien und auf die Affinität des Künstlers zu den „Alten Meistern“. Schiel setzt sich in seinem aktuellen Zyklus von Ölbildern bewusst mit Meistern wie Caravaggio, Rembrandt oder Bosch auseinander, verfremdet, schafft neu und regt die Betrachter zum Nachdenken an. Dr. Constanze Wilken beendete ihre einfühlsamen Ausführungen mit dem treffenden Nietzsche-Zitat „Wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen“.
Die Kindergartenkinder kamen per Filmsequenz mit einem Geburtstagslied zu Wort. Mit „Sie sind ein Team – das macht sie beide aus“, wandte sich der Bürgermeister besonders an Ingrid Schiel. Ihr überreichte er als Geschenk einen „Leuchtturm Westerhever“ aus der Bernsteinwerkstatt von Boy Jöns. Sehr herzlich bedankte sich das Ehepaar Schiel für die gelungene Feierstunde. In gewohnt humoriger Art betonte der Künstler die wichtige Arbeit seiner Frau. Er könne alles, was man nicht brauche, beispielsweise Feuer mit Steinen machen, aber nicht mit dem Handy und Internet umgehen. Er betonte: „Dieses heute war ein ganz besonderer Tag. Den werde ich nicht vergessen.“
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Erhard Schiel hat Geburtstag (pdf)!
Der Pressetext zum 75. Geburstag von Erhard Schiel. Hier klicken und lesen.
Foto & Text: HJR